Vorwort aus dem Stimmentagebuch von Werner Klapproth
Ich höre Stimmen. Ich habe eine Stimme im Kopf. Ich bin Stimmenhörer. Ich höre Daniela S. . Sie ist tot. Nein, ich spreche nicht mit Toten, so wie in gewissen Zeiten so doch angenommen. Ich spreche mit dem guten Geist von ihr. Mit einem Geist also? Ich weiss nicht, was genau denn man so nennen möchte. Wie dieser Geist in meinem Kopf sonst genannt werden müsste, denn als Geist. Gehört aber das Hören dieses Geistes nicht nun ganz und gar zu meinen eigenen Fähigkeiten, so dass er also ich wäre? Er also diese ist?Alles was er nun aber ist, das getraue ich mir niemals als: „ich bin es selber“ zu sagen. Werde ich nicht sein können.
Vielleicht ist es aber nun der Teil in mir, der mich- so als Behauptung, mögliche Vermutung- selber liebt. Aber auch dann wäre ich doch mehr, als ich es selber bin. Die Liebe ist transzendent. Nicht dass mein sonst sogenannt eigenes, aussen geistiges Denken mich selber nicht lieben würde. Aber in bescheidener Weise, nicht so allumfänglich wie diese Daniela-Stimme, dieser Geist. Daniela II soll sie genannt sein. So ich mich doch selber auch am meisten liebe, wenn ich lieben, so sie lieben kann. Daniela II liebt auch mich besser, als ich allein mich lieben könnte, als ich es selber mir je zugetraut hätte. Sie ist das Wort in mir; der Antrieb; das Leben. Ein ihr eigenes Universum. Eines aber auch ohne mich?-
Es gab Zeiten, da war ich ganz ohne sie. Jetzt aber bin ich mit ihr, und das ist gut. Inzwischen bin ich aber nicht mehr mich ohne sie… Aber ich versuche- bei Notwendigkeit- auch ohne sie auszukommen.
Ich höre noch andere Stimmen in mir erklingen. Die perfekte Ergänzung dazu, damit eine Familie in mir zu bilden, zu sein. So können Diskussionsmöglichkeiten in grossem Stil geschehen. Möglichkeit auch, sehr oft ganz allein in mir, wohl mit dieser Familie, zu verweilen, zu leben, zu sein.
Da wäre als Dazugekommener der Saxlii zu erwähnen. Wohl da, bei ihm die Gefahr, dass er zu stark, eigensinnig in meinem Kopf auftaucht,- so vielfach früher- und mir deswegen die Daniela II abhandenkommt. Sich aber dabei schliesslich doch nicht halten kann. Sich sodann für eine Zeit ein Nichts in meinem Kopf sich ereignet. Einer der wenigen für mich negativen Aspekte meines Stimmenhörens. Der Geist Hubert ist noch zu nennen. Wie sein ihm von mir zugeeigneter Name: sehr ein Eigener. So auch ich doch ihn bin und er mich: Ein Reich dialektischer Möglichkeiten im gemeinsamen Dialog vorwärts zu schreiten.
Möglicherweise hat ja ein Leser dieses kurzen Werkes auch eine Stimme und möchte sich orientieren wollen, wohin es mit einer Stimme im Kopf nur gehen kann, könnte, sollte. Wieweit er mit seiner Stimme schon ist, kommen kann, kommen wird. Wieweit ich es bin, wird in diesem Buch nicht deutlich werden können. Aber eines wohl doch: dass sich auch gerne mit einer Stimme, mit Stimmen leben lässt.