In jungen Jahren, vorwiegend in Psychose, wusste ich überhaupt nicht was Stimmen sind. Heute, etwas älter geworden, ist mir das Vorhandensein der Stimmen bewusst. Es ist mir möglich, zwischen einzelnen Stimmen zu unterscheiden. Es gibt ja nicht nur DIE Stimme. Sind es Stimmen die sich in meinem Kopf unterhalten, solche die meine Arbeitsweise kommentieren. Vielleicht einige, die mir etwas befehlen wollen („iss nicht zuviel“, „mach nicht das oder das“) oder Stimmen die sich bemerkbar machen bei meinen Angstthemen. Angststimmen, wie ich sie kenne, die einen Dominoeffekt auslösen (zBsp. Wohnungsverlust, Arbeitsverlust, Verlust von Menschen die mir wichtig sind; Einfach gesagt: meine Existenz, generell alles zu verlieren). Stimmen können bei mir auch einen positiven Rausch auslösen. Diejenigen nenne ich sphärische Stimmen.
Der Dialog mit meiner Beratungsperson hat mir geholfen, mich überhaupt und vertieft mit dem Thema Stimmen zu befassen. Die Stimmen sind dadurch fassbarer geworden. Das war ein langer und intensiver Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Das Vertrauen in meine Bezugsperson und das strukturierte Vorgehen waren dabei sehr wichtig!
Dank der Auseinandersetzung mit dem Ansatz Stimmenhören, habe ich von den Stimmen als solche keine Angst mehr: Der Inhalt kann mich zwar verunsichern, aber ich habe keine Angst mehr. Einzige grosse Ausnahme: Auch jetzt noch können Simmen während eines psychotischen Zustandes eine gewaltige Kraft entwickeln.
In stabilem psychischem Zustand ist es mir gut möglich, sich den Stimmen bewusst zu werden, sie zu unterscheiden. Dieser Vorgang geht bei mir nun automatisch- ohne fremde Hilfe. In gestresstem Zustand kann bei mir eine einzige Stimme einen sehr grossen Platz einnehmen. Bin ich jedoch ruhig (habe einen guten Tag) können Stimmen auftreten, die mich überhaupt nicht stören.
Heute lebe ich mit Stimmen und das ist gut so!
Text wurde verfasst von Adi