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Dreiländer-Kongress Wien: Über Stimmen sprechen

Wer Stimmen hört, sucht oft nach einer Erklärung dafür, warum das so ist. Vielleicht haben Sie bereits Ihre eigene Interpretation zum Sinn der Stimmen entwickelt? Professionelle Ausbildungen versuchen den Sinn der Stimmen oder befremdliche Wahrnehmungen aus medizinischer oder biologischer Perspektive zu erklären. Dem gängigen Diskurs stellen wir Stimmenhörende unsere eigenen Erfahrungen ohne Krankheitsmodelle, sogar Diagnose übergreifend, gegenüber. Wir gehen davon aus, dass verschiedene Anteile in uns mit uns in Kontakt treten möchten, die es nicht (mehr) zu unterdrücken gilt. Das können Gefühle, Fähigkeiten und Erinnerungen sein, die von anderen Bezugspersonen (früher) abgelehnt wurden. Wir gehen auch davon aus, dass es keine schlechten Anteile, darum auch keine schlechten Stimmen gibt. Sogar die Erfahrung der Dissoziation kann eine sinnstiftende Überlebensstrategie in einem dysfunktionalen Umfeld sein. Entgegen den oft noch vorherrschenden psychiatrischen Behandlungsvorstellungen, vertreten wir Stimmenhörende und Begleitpersonen in unserer Arbeit, dass ein behutsamer Umgang mit Stimmen und bildlichen Wahrnehmungen unweigerlich zu einer Lebensbereicherung und zu einem zunehmenden Gefühl des Ganzseins führt.

In einem offenen Workshop am Dreiländer-Kongress für Pflege in der Psychiarie in Wien am 22. und 23. September 2022 wird es die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen und ein neues Verständnis für das Stimmenhören zu entwickeln. Mitglieder des Netzwerks Stimmenhören Schweiz berichten von den Erfahrungen der peer-geleiteten Selbsthilfegruppe für Stimmenhörerende in Luzern und von ihrem persönlichen Recovery-Weg im Umgang mit den Stimmen. Dazu sind Stimmenhörende, Fachpersonen und weitere Interessenten und Interessentinnen herzlich eingeladen.